Rektorin Ursula Brandstätter
"Jeder Mensch und jede Gesellschaft braucht Symbole: Symbole für die Identität, Symbole für den Glauben, Symbole für Werte und Überzeugungen, Symbole für gelingendes Leben – zumeist in anschaulicher Weise – gedankliche und emotionale Themen miteinander verbinden und auf diese Weise verdichten.
Ein solches herausragendes Symbol ist der Mariendom in Linz. Er steht nicht nur für den erlebten christlichen Glauben und ist nicht nur Wahrzeichen der Stadt Linz, sondern er markiert einen besonderen Ort in der Stadtlandschaft und darüber hinaus in unserer Gesellschaft.
Als historisches Gebäude verweist der Mariendom auf die Geschichtlichkeit des Glaubens und der Religion und führt uns mit seiner beeindruckenden historisierenden Architektur anschaulich vor Augen, dass das, was und wie wir sind, in der Geschichte verwurzelt ist – eine Perspektive, die in unserer stets nur auf gegenwärtige Effekte bezogenen Zeit verloren zu gehen droht.
Der Mariendom steht aber nicht nur für den Bezug zur Geschichte, sondern er ist vielfältig auch in der Gegenwart unserer Gesellschaft verankert. Sowohl der Dom als auch der Vorplatz vor dem Dom haben sich in den vergangenen Jahren als beliebte Veranstaltungsorte etabliert: Konzerte, Ausstellungen, Theateraufführungen, Lesungen, Installationen und Märkte laden Menschen unterschiedlicher Provenienz und unterschiedlicher Interessen ein, einander zu begegnen und vielfältige Erfahrungen zu machen.
Der Mariendom als vielschichtiges gesellschaftliches Symbol steht also sowohl für die Geschichte und ihre Kontinuität als auch für die Gegenwart in ihrer Vielfalt. Diese doppelte Perspektive – in die Geschichte wie in die Gegenwart – eröffnet uns einen offenen Blick in die Zukunft."