Gemäldefensterrestaurierung ...
Witterungseinflüsse, Abgase, Vogelkot und die Umweltverschmutzung aus fast 150 Jahren Industrialisierung – all das hat den prachtvollen Gemäldefenstern im Mariendom in den vergangenen Jahrzehnten arg zugesetzt. Bis 2030 muss daher ein Teil der Kunstwerke umfangreich restauriert werden.
Umfangreiche Arbeiten in der Glaswerkstätte Schlierbach
Die Restaurierung der Fenster wird in Zusammenarbeit mit der Glasmalerei Stift Schlierbach und unter fachlicher Begleitung des Bundesdenkmalamtes durchgeführt. Unmittelbar nach Ausbau der Bleiglasfelder wird eine Schutzverglasung aus Schlierbacher Restaurationsglas mit leicht welligem und strukturiertem Erscheinungsbild eingesetzt. Diese Schutzverglasung schützt die wertvolle Malerei zukünftig vor mechanischen Beschädigungen und Witterungseinflüssen. Eine Schwitzwasserrinne sorgt dafür, dass schädliches Kondensat nicht mehr an der hochwertigen, bemalten Innenoberfläche der historischen Scheiben, sondern an der Schutzverglasung auftritt und dort kontrolliert ablaufen kann. Vor Ort werden auch die angerosteten Sturmstangen grundiert und beschichtet.
In der Glasmalerei Stift Schlierbach werden die Glasfelder in einem ersten Schritt vorsichtig gereinigt. Danach werden gebrochene Glasteile geklebt und Teile mit Splittersprüngen farblich neu gefasst. Fehlstellen müssen mit mundgeblasenen Echtantikgläsern in passender Farbe, Struktur und Herstellungsart ersetzt werden. Auf der färbigen Seite der Felder werden gerissene Stellen an den Bleistegen, verursacht durch Sonneneinstrahlung und Eigenlast, neu verlötet und durch Patinieren farblich angeglichen. Eine für die Statik und zum Schutz der Verbleiung bedeutende Maßnahme stellt das Neuverkitten sämtlicher Bleistege mit Leinölkitt dar. Die historischen Windsprossen auf der Innenseite der Verglasung werden abgenommen, saniert und mit neuen Bleihaften wieder angebracht. Nach erfolgter Restaurierung in Schlierbach werden die Glasfelder im Mariendom rund drei bis vier Zentimeter zur neuen Schutzverglasung vorgesetzt.
Restaurierung in Etappen
Im heurigen Jahr 2024 stehen folgende drei Gemäldefenster am Arbeitsplan.
Fenster #1 Mariazell |
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Im oberen Bild treffen zwei Wallfahrergruppen vor der Basilika Maria Zell aufeinander. Kaiser Karl und Kaiserin Zita, die 1911 bei ihrer Hochzeitsreise nach Mariazell kamen, vertreten das Kaiserhaus. Die anderen Wallfahrer tragen Züge der Sponsorenfamilie Steineder. Die Geistlichkeit wird durch die Porträts von drei Linzer Pfarrherren vertreten. Im unteren Mittelbild wird die Enstehung der Wallfahrtskirche in Mariazell dargestellt. Einer Legende nach verirrte sich ein Pater aus dem Stift St. Lambrecht mit seinen Begleitern im Wald. Sie riefen die Mutter Gottes um Hilfe, worauf sich der Felsen spaltete und ein Licht ihnen den Weg zeigte. Die Männer hatten eine kleine Statue der Maria mit dem Jesuskind mit sich geführt. Zum Dank baute man eine Holzkapelle und stellte diese darin auf. Auch die Wallfahrtsorte Sonntagberg und Maria Taferl sind im Gemäldefenster dargestellt.
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Fenster #2 Kallham-Fallsbach
Das Hauptbild zeigt Johann Grimmelius, Pfarrer von Taufkirchen und Kallham, der zuvor Propst von St. Salvator in Passau gewesen war, mit den portäthaften Zügen des Stifters des Fensters, Franz Aschauer. Grimmelius hatte 1598 bei einer weitgehend reformierten Bevölkerung durch seine Marienverehrung das Wiedererstarken der katholischen Religion bewirkt. Auf dem Fensterbild wendet sich ein Teil der Anwesenden vom Prediger ab, während der Großteil aufmerksam zuhört. Im Hintergrund ist die Wallfahrtskirche Kallham zu sehen, die der Aufnahme Mariens in den Himmel geweiht ist. Das untere Bild zeigt die Entstehungslegende der Wallfahrtskirche von Fallsbach bei Wels. Auf den äußeren Fensterbildern werden links Hehenberg bei Taufkirchen an der Trattnach und rechts die Hieblkapelle, die der Stifter des fensters auf seinem Grund bei Kallham errichten ließ, abgebildet.
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Fenster #3 Kloster Mondsee |
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Das Kloster Mondsee wurde 748 vom bayerischen Herzog Odilo gegründet und blieb bis 1791 erhalten. Auf dem Hauptbild stellt der Klostergründer, der Hl. Pirmin, dem Bayernherzog den ersten Abt von Mondsee, Opportunus, vor. rechts sieht man den sterbenden Abt Konrad II. von Mondsee.Er wurde 1145 überfallen und tödlich verletzt. Hinter ihm steht Abt Bernhard, der die Marianische Studentenkongregation einführte. Unterhalb der Mittelszene befindet sich eine Ansicht des Klosters vor der Kulisse des Mondsees. Darunter sind die Aufstellung eines Marien-Gnadenbildes in der Mariahilf-Kirche bei Mondsee sowie die Vertreibung ungarischer Truppen durch den mutigen Abt Amandus, der sich ihnen entgegenstellt.
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Quelle: Die Glasfenster im Maria-Empfängis-Dom / Margarethe Böhm
Fotos: www.kunstverlag-peda.de