FRIEDEN.LEUCHTEN

Vom 7. Juli bis 3. August 2025, während der Konzertreihe Klassik am Dom, lässt der Mariendom Linz täglich von 19.15 bis 1.00 Uhr sein Friedensfenster und dessen darunterliegende, moderne Interpretation abends auf den Domplatz erleuchten. Die beiden Fenster werden damit zum Symbol christlicher Hoffnung auf Frieden.
In ihrer Geschichte hat die größte Kirche Österreichs selbst Zeiten des Krieges und Friedens erlebt. Die beiden Rosettenfenster – das Kriegsfenster und das Friedensfenster – erinnern daran, wie zerbrechlich Frieden ist. Mit der Beleuchtung des Friedensfensters setzen die Diözese Linz und Pro Mariendom, gemeinsam mit der Konzertreihe Klassik am Dom, ein stilles, aber kraftvolles Zeichen der Hoffnung, dass dauerhafter Frieden möglich ist.
Sehnsucht nach Frieden, Toleranz und Demokratie
Bischof Manfred Scheuer betonte in seiner Begrüßung zum ersten Konzert der Reihe Klassik am Dom am 7. Juli, dass der Mariendom als zentraler Ort der Verkündigung der christlichen Friedensbotschaft Verantwortung trage – „mitten im Leben der Menschen, wach für das Leid der Welt, aufmerksam gegenüber den Realitäten der Gegenwart.“ Angesichts zahlreicher globaler Konflikte, die auch Europa nicht unberührt lassen, sei die Sehnsucht nach Frieden, Toleranz und Demokratie deutlich spürbar.
In diesem Kontext stelle sich auch die Frage nach der Rolle der Musik. „Wahre Musik ist keine Propaganda“, so Scheuer, der den französischen Philosophen Vladimir Jankélévitch zitiert. Musik habe die Kraft, Freude zu erwecken und Frieden zu stiften – über Grenzen, Konfessionen und Kulturen hinweg. „In dieser Realität setzt der Mariendom mit FRIEDEN.LEUCHTEN ein klares, sichtbares Zeichen der Hoffnung auf Frieden.“
Einer der Initiatoren von FRIEDEN.LEUCHTEN ist Georg Starhemberg, Vorstandsmitglied des Vereins „Pro Mariendom – OÖ Dombauverein“. Die aktuelle Weltlage gebe Anlass zu echter Sorge, sagt er. Vieles sei fragil und schwer abschätzbar in seiner Entwicklung. „Wollen wir wieder stabilere Verhältnisse, müssen wir enger zusammenrücken und zusammenhalten“, so Starhemberg. Eine neue Geschlossenheit sei das Gebot der Stunde. „Wir alle sind gefordert, alles dazu beizutragen, damit keine weiteren Gräben in unserer Gesellschaft aufgehen.“ Der Mariendom sei mit seinem Friedensfenster ein zentraler Ort, um dieses Anliegen sichtbar zu machen. „Hier wird uns anhand von Tugenden und Grundhaltungen vor Augen geführt, dass Friede ohne unser eigenes Zutun nicht zu erreichen ist.“
Auch Simon Ertl, Veranstalter der Konzertreihe Klassik am Dom, begrüßt die Initiative. Seit 2011 habe die Konzertreihe zahlreiche Künstlerinnen und Künstler unterschiedlichster Herkunftsländer und Genres nach Linz gebracht – von Pop bis Klassik, aus Estland, Italien, den USA oder Großbritannien. „Sie alle zeigen auf ihre Weise, wie Musik über Grenzen hinweg verbindet“, so Ertl. Das Zusammenspiel zwischen Musik und Kulisse, zwischen Bauwerk und Bühne, zwischen Menschen und ihren Prägungen sei zentraler Bestandteil von Klassik am Dom. „Das Erleuchten der beiden Friedensfenster setzt ein starkes Zeichen für dieses Zusammenspiel unterschiedlicher Welten – für den Frieden, den wir uns nicht nur hier in Österreich, sondern weltweit wünschen.“ Die Hoffnung sei, mit den Konzerten auch heuer wieder „ein Stück dieses Friedens in die Welt tragen zu können“.
Fenster als Friedensbotschaft
Das Friedensfenster entstand – wie die beiden anderen Rosettenfenster im Mariendom – rund um das Jahr 1917. Im Zentrum des Fensters sind die drei göttlichen (Glaube, Liebe, Hoffnung) und die vier Kardinaltugenden (Klugheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit, Mäßigung) dargestellt. Die sieben Felder unterhalb der Rosette zeigen sehr anschaulich die sieben Werke der Barmherzigkeit anhand beispielhafter Heiliger, wie der Hl. Elisabeth (Hungernde speisen), dem Hl. Benedikt (Fremde beherbergen), der Hl. Odilia (Dürstende tränken), und weiterer. 1996 hat der Künstler Karl Martin Hartmann eine moderne Interpretation des Friedensfensters geschaffen. Das Tympanonfenster ist unter dem Rosettenfenster zu sehen. Der Blick wird auf eine große weiße, zentral gesetzte Fläche gelenkt. Dieses Element symbolisiert einen gemeinsamen Ein- oder Ausgang bzw. eine gemeinsame Mitte. In unzähligen orange-roten Farbsplittern sieht man – bunt gemischt – kleine Vierecke und Kreise, Symbole der Unendlichkeit, und so auch der Liebe Gottes. Die Darstellung lässt die Interpretation zu, dass unterschiedliche Menschen, Religionen, Konfessionen, Weltanschauungen und politische Gruppierungen in einem friedlichen Miteinander existieren.