Neue Farbenpracht für historische Wandmosaike

Sowohl die Steinoberflächen als auch die Mosaike im Kapellenkranz des Mariendoms weisen massive Verschmutzungen auf. Insbesondere die Mosaike – in ihrer Dimension und ursprünglichen Farbenpracht gleichwertig mit den historischen Gemäldefenstern – wirken bereichsweise nur mehr wie dunkle Schatten. Das Bildprogramm dieser Kunstwerke ist zum Teil nicht mehr erkennbar. Dies wurde 2022 bei einer Befundung festgestellt. Auf Basis eines gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt festgelegten Restaurierkonzeptes wurde Anfang des Jahres 2023 in einem Pilotprojekt die erste der Kapellen restauriert, nun folgen nach und nach die weiteren.
Umfangreiche Reinigungsmaßnahmen notwendig
In einem ersten Schritt werden dabei die rund 8 Meter hohen Mosaike als auch die umgebende Raumschale aus Stein zuerst trocken, danach feucht gereinigt, um die zum Teil mehrere Millimeter dicken Staubauflagen zu entfernen. Danach werden bei den Mosaiken eventuelle Fehlstellen ergänzt und – falls notwendig – leichte Retuschen durchgeführt. Durch die Maßnahmen wird die farbliche Brillanz und enorme Qualität der Bilder wieder zum Vorschein gebracht. Fehlende Teile werden in bildhauerischer Ausgestaltung originalgetreu nachgebildet. Die Arbeiten erfolgen unter der Leitung von Dombaumeister Michael Hager durch Diplom-Restauratorin Susanne Beseler und das Team der Dombauhütte des Mariendoms in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt.
Kapellenkranz als künstlerisches Gesamtkonzept
Schon bei der Zustandsanalyse im Frühling 2022 zeigte sich Restauratorin Susanne Beseler von der Ausgestaltung von Votivkapelle und Kapellenkranz als Gesamtkonzept beeindruckt. „Wenn man den Kapellenkranz betrachtet, dann wird schnell deutlich, dass es sich hier um ein wirkliches Gesamtkunstwerk handelt, welches ja in einem geschlossenen Zeitraum entstanden ist und auch von Grund auf so konzipiert war. Vor allem bei der Betrachtung der vielen Details erschließt sich, dass die unterschiedlichen Ausstattungselemente – ob Natursteinaltar, Glasmosaik oder auch Fenster – immer aufeinander Bezug nehmen, nicht nur inhaltlich-ikonographisch, sondern auch gestalterisch. So wiederholen sich beispielsweise die Architekturdetails der Altäre auch in den Gemäldefenstern und Mosaiken.“ Die Herausforderung bei der Restaurierung sei es daher auch, auf dieses Zusammenspiel Rücksicht zu nehmen. „Da die einzelnen Objekte wie Altar, Mosaikbild, Gemäldefenster nicht für sich alleine stehen, sondern korrespondieren und teilweise ineinandergreifen und gemeinsam mit der Steinumgebung eine harmonische Einheit bilden, ist es wichtig, dass die konservatorisch-restauratorischen Maßnahmen gut aufeinander abgestimmt sind“, so die Expertin für Stein- und Architekturoberflächen. „Mit dem Restaurierergebnis der ersten Kapelle haben wir vor zwei Jahren quasi eine Vorgabe erstellt, die nun nach und nach in den weiteren Bereichen umgesetzt wird.“
Über 130 Jahre alte Kunstwerke im ältesten Teil des Mariendoms
Die sechs kleineren Kapellen mit je einem Altar sowie die Votivkapelle mit einem Hauptaltar und zwei Seitenaltären bilden den ältesten Teil des Mariendoms. Sie wurden zwischen 1862 und 1874 errichtet. Die Votivkapelle wurde am 29. September 1869 von Bischof Rudigier eingeweiht. Anton Bruckner komponierte hierfür die berühmte e-Moll-Messe.
Die kleineren Kapellen sind nach den letzten Anrufungen der Lauretanischen Litanei – gerichtet an die Gottesmutter Maria – benannt: links Königin der Bekenner, Königin der Apostel, Königin der Patriarchen, rechts Königin der Propheten, Königin der Märtyrer, Königin der Jungfrauen. Jede Kapelle hat einen Altar mit Marmorunterbau, der Altaraufbau ist aus Kalk- oder Kalksandstein. Die Steinstatuen stammen (bis auf die Sattler Figuren in der Kapelle „Königin der Märtyrer“) von Josef Gasser von Valhorn aus Wien. Besonders eindrucksvoll sind die acht großen Mosaike im Kapellenkranz. Sie wurden von der Tiroler Glasmalerei Neuhauser & Co aus Innsbruck gestaltet.